Wer von sich glaubt, er sei ein Prophet, der behält das besser für sich

Ralf Jäger machte sich lächerlich, als er auf nicht gehaltene Reden antwortete

Nordrhein-Westfalens Innenminister Ralf Jäger entdeckte den Trump in sich, als er am 16. Februar 2017 vor Beginn einer Aktuellen Stunde im Landtag ein denkwürdiges Redemanuskript versenden ließ. Thema waren die Gewaltexzesse beim Fußballspiel von Borussia Dortmund gegen RB Leipzig. Jägers Redemanuskript enthielt heftige, an die Opposition gerichtete Vorwürfe. Diese sei nicht mehr in der Lage „sich mit einem Thema differenziert und sachlich auseinanderzusetzen“ und verfahre „nach dem regelmäßigen Muster, Schelte an der Polizei, Schelte am Verein, Schelte am Innenministerium“. Dumm nur, dass das als Antwort auf Redebeiträge zweier Landtagsabgeordneter von CDU und FDP gemeint war, die noch kein einziges Wort gesprochen hatten. Noch dümmer: Jägers Pressestelle hatte sein Manuskript etwa zehn Minuten vor Beginn der Debatte im Landtag an Journalisten verschickt. Und vollends dumm war die Reaktion des nicht zum ersten Mal als Hohl-Schwätzer ertappten Innenministers. Der gab zu Protokoll, schon als er seine Rede tags zuvor überarbeitet habe, war alles „so vorhersehbar, so absehbar, so austauschbar, was Sie da vortragen“. Und er fügte hinzu: „Das Einzige, was ich nicht wusste, wer es von Ihnen vorträgt.“

Nun ist es nicht ungewöhnlich, dass Politiker ihre Redemanuskripte noch vor Redebeginn an Journalisten verteilen lassen, um deren Arbeit zu erleichtern. Solche Vorab-Informationen enthalten dann meist den Hinweis „Es gilt das gesprochene Wort“, um deutlich zu machen, dass es sich um einen unverbindlichen Entwurf handelt, der erst dann verwendet werden kann, wenn die Rede auch so gehalten wurde. Peinlich wird so etwas erst, wenn bereits der Entwurf erkennen lässt, welch hohle und durch nichts begründete Phrasen gesprochen werden sollen. Noch peinlicher geht es, wenn die vorab verkündeten Phrasen tatsächlich so vom Blatt gelesen werden, und eine weitere Steigerung ist dann möglich, wenn der ertappte Politiker wie im vorliegenden Fall seine durch nichts begründeten Unterstellungen als Ergebnisse besonderer prophetischer Gaben bezeichnet. Trump lässt grüßen.

Der Vergleich mit Trump mag ungerecht sein, eher schon verdient Jäger nach seiner Einlassung, wonach alles „so vorhersehbar“ gewesen, das Etikett eines selbsternannten Propheten. Ob der NRW-Innenminister wenigstens diesen Job beherrscht? Wer die Probe auf´s Exempel machen möchte, der kann ja einmal den Versuch machen und bei Jägers Pressestelle das Manuskript seiner Presseerklärung für den Abend der kommenden NRW-Landtagswahl anfordern.


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